1. Platz bei den 24h of Finale Ligure/Italien – FOLLOW ME XC RACING 2 ganz oben auf dem Treppchen…

Sieger in der Hobbywertung beim kultverdächtigen 24h-Rennen von Finale Ligure – und damit 181 Teams im Rücken. Was wie ein Märchen klingt, war vergangenes Wochenende (25./26. Mai 2013) pure Realität für das FOLLOW ME XC RACING Team. Tatsächlich konnte sich eines der beiden gemeldeten 4er-Teams die Krone aufsetzen und ganz oben aufs Podest klettern – das zweite Team knüpfte als drittschnellstes 4er-Team der Hobbywertung nahtlos an den erfolgreichen Rennverlauf an. Hier ein paar Daten, Fakten und Randnotizen zu Finale Ligure 2013…

Wie im Vorjahr waren wir mit zwei 4er-Teams am Start. Zu den FOLLOW ME XC Team-Racern Pino Borreggine, Gerald Nönninger, Daniel Landmann, Daniel Wiesner und Ronnie Weißenfeld gesellten sich in diesem Jahr Finale Ligure-Veteran Stefan Schneider (mit Sohn Sören) und die beiden Gastfahrer Christof Leumann (VC Riehen) und Michael Lella (Team Craft & Friends) hinzu. Michael’s Einsatz war spontaner Natur, da unser Teamer Thorsten Wischer mit den Nachwirkungen der widrigen Wetterbedingungen beim MTB-Marathon in Offenburg zu kämpfen hatte und seine Teilnahme kurzfristig absagen musste. Als Betreuer und Koch hatten wir Erhard Reichel an Bord.

Die Teamzusammensetzung:
– FOLLOW ME XC RACING Team 1 = Pino, Stefan, Gerald und Michael
– FOLLOW ME XC RACING Team 2 = Ronnie, Daniel L. (Landi), Christof und Daniel W.

Los ging das Abenteuer Finale Ligure bereits am Freitagmorgen mit dem Beladen des Follow Me Transporters inkl. Motorradanhänger für die wertvolle Fracht – Hardtails der Laufradgrößen 26 Zoll und 29 Zoll mit Rahmen hauptsächlich aus Carbon. Während im Anhänger die Bikes fein säuberlich mit Karton, Schutzfolie und Decken geschützt eingereiht wurden, herrschte im Transporter kunterbunte Vielfalt: Taschen, Zeltmaterial und Banner, Verpflegung in flüssiger und fester Form, Kochtöpfe und weitere Kochutensilien, Grill und Holzkohle, Kühlschrank, ein Kaffeevollautomat, und und und. Was man eben für ein Rennwochenende auf einem Campingplatz so braucht – die Erfahrung der Vorjahre mitberücksichtigt… ;-)

Den Zeltplatz erreichten wir nach 540 Kilometer Fahrstrecke gegen 17 Uhr – also noch ausreichend Zeit für den Aufbau des Fahrerlagers und einer ersten Streckenerkundungstour. Die Erkundung beschränkte sich allerdings auf den zweiten Teil in Richtung Steilküste, da wir den richtigen Einstieg zu Beginn verpassten. Einer der Gründe: die Strecke direkt an unserem Fahrerlager vorbei wurde erst am Renntag geöffnet, da hierzu noch ein Zaun entfernt werden musste, diverse Holzarbeiten zu tätigen waren und das Absperrband noch nicht an Ort und Stelle war – fristgerechte Fertigstellung just in time. So war die erste Runde mit einem gewissen Überraschungseffekt versehen, da wir diesen Teil auch am Morgen nicht begutachteten – das Frühstück und der rege Gebrauch der Kaffeemaschine erschienen uns deutlich wichtiger. :-)
Der zweite Streckenabschnitt war zum Vorjahr identisch. Dieser kam uns jedoch diesmal verblockter und im Uphill mit den ausgesetzten Stellen noch anspruchsvoller vor. Mit entsprechend Respekt wurde der Parcour unter die Stollen genommen – an einer Stelle von mir vielleicht mit etwas zu viel Respekt. Die Kurve zu unentschlossen gefahren, stellte sich mir eine Wurzel in den Weg, über welche das Vorderrad nicht so recht hinwegrollen wollte und kawumm – Überschlag mit nicht gerade eleganter Bodenlandung. Zum Glück blieb dies ohne nennenswerte Folgen. Es sollte bei mir auch die einzige Schürfwunde des Rennens bleiben – schließlich hatte ich diese Wurzel Runde für Runde speziell im Blick (wobei dort eher die Frage durch meinen Kopf schwirrte, wie ich nur an diesem blöden Ding hängenbleiben konnte – hierzu hätte es deutlich spektakulärere Hindernisse zu bieten gehabt :-P). Der weitere Verlauf der Streckenbesichtigung wurde von allen sturzfrei gemeistert.

Streckenprofil einer Rennrunde:
11,7km und 300 Höhenmeter / ca. 90% Singletrail-Anteil / Waldpassagen gemixt mit Meerblick-Steilküstenabschnitten /ausgesetzte Rampen / leicht verblockte Abschnitte / flowige Serpentinenabfahrt zum Rundenende
–> als 24h-Rennen in dieser Kombination sicherlich einmalig in seiner Art.

Der Renntag – Startschuss 13 Uhr

Nach dem Briefing der Team-Captains entschied sich das Team 1 um Pino zum klassischen Le Mans-Start mit 300m-Sprint zum Bike. Der Start verlief für Pino nicht ganz optimal. Bei der Startaufstellung noch in der zweiten Reihe, wurde er kurz nach dem Startschuss zu Boden gestoßen und fand sich in dynamisch ungünstiger Marienkäferstellung krabbelnd wenige Zeit später weiter hinten durchgereicht wieder. So musste sich Diving-Pino auf der verbleibenden Laufstrecke und der ersten Rennrunde wieder mühsam nach vorne kämpfen, was ihm recht gut gelang.
Team 2 nutzte die Chance zum Start mit den Lizenzfahrern im Zentrum von Finale Ligure. Hierfür musste ich als Startfahrer einem Polizeiauto im Korso folgend zuerst mit ordentlich Tempo der Meerstraße entlang ballern (was durch den Windschatten einiger übermütiger Starter erleichtert wurde), wo es dann über eine steile Serpentinenstraße mit ca. 350 Höhenmetern Differenz auf den eigentlichen Rundkurs ging. Als Bonus für diesen Mehraufwand bekam jeder City-Starter eine Bonusrunde „geschenkt“, was sich in der Nachbetrachtung als wichtige und richtige Entscheidung für den weiteren Rennverlauf herausstellte – denn die vorderen Rennteams (mit Ausnahme von Team 1) machten von dieser Regelung Gebrauch und ich konnte meine gute Uphill-Form nutzen um ein paar Meter Vorsprung herauszufahren.

Die ersten Wechsel verliefen reibungsfrei und auch der Speed stimmte, so dass beide Teams in der ersten offiziellen Wertung ganz vorne zu finden waren. Bei Pino und Stefan missglückte die ausgemachte mündliche Kommunikation jedoch in einem Fall, und so wartete der eine auf den anderen, während niemand mehr auf der Strecke war – Zeitverlust bis zur Aufklärung: ca. 13min. Generell schien Pino an diesem Rennwochenende die Rolle des Pechvogels anzuhaften. Plagte er sich schon die ganze Zeit mit dem montierten Tubeless-Kit wegen leichter System-Undichtigkeit herum, wurde er in einer Runde besonders fies geärgert. Totaler Luftverlust im Hinterrad, was bei einem Tubeless-Reifen aufgrund der eingefüllten Milch eine mittlere Sauerei verursacht und nur mit größerem Aufwand unterwegs zu reparieren ist. Der daraufhin montierte Schlauch hielt jedoch auch nicht bis zum nächsten Wechsel durch, da ein Stachel Pino’s Reifen durchbohrte. Die verbleibende Downhill-Passage war der reinste Eiertanz. Im Zielbereich bei der Ursachenanalyse die Überraschung: der Übeltäter steckte noch immer im Hinterrad – eine kleine Stacheldrahtfalle, welche aufgrund seiner Geometrie als die ultimative Pannenkralle für Schläuche bezeichnet werden kann (PS: sollte jemand von Schwalbe diesen Bericht lesen und Interesse an den Geometriedaten für das Testcenter haben: es liegen Makroaufnahmen in allerlei Betrachtungswinkeln vor… ;-)). Doch warum zuvor der Luftverlust beim Tubeless-System? Die Demontage des Reifens brachte weitere Erkenntnis: hatte sich Pino tatsächlich eine Pizzeria-Fliegenfalle als Felgenband aufschwatzen lassen? So war zumindest der Eindruck des orangen knittrigen Teils, welches Milch und Luft über die Speichenbohrungen der Felge entweichen lies… :P

Bei Sonnenuntergang hatte sich Team 2 eine Runde Vorsprung vor dem nächsten Verfolger herausgefahren. Team 1 stand trotz der erlittenen Zeitverluste auf Platz 3 der 4er-Teams – und so ging es in die Nacht…

Am Tag erfolgten die Wechsel noch nach jeder Rennrunde. In der Nacht bei völliger Dunkelheit musste jeder Fahrer einmalig für eine Doppelrunde ran, um den pausierenden Fahrern etwas mehr Regenerationszeit zu ermöglichen. An Schlaf war jedoch nicht so recht zu denken, zumal einige Fahrer von Halluzinationserscheinungen berichteten: sie hatten die ganze Nacht die Strecke vor Augen. Komplett auswendig kannte diese jedoch scheinbar niemand. Wohl jedem ist die Situation noch bestens bekannt, in der man sich fragte, wo denn plötzlich die Kurve herkam. Glücklicherweise war die Reaktionsfähigkeit noch bestens in Takt, um Schaden zu verhindern…

Auch sonst hatte die Strecke in jeder Runde neue Überraschungen parat. Das muntere Vogelgezwitscher in der Nacht im Bereich der Steilküste war wohl am Eindrücklichsten. Man stelle sich eine sternenklare Nacht an einer gespenstisch stillen Steilküste vor – ausser dem Rollgeräusch der Grobstollenbereifung auf losem Untergrund keinerlei Nebengeräusche – bis auf eben dieses muntere Gezwitscher. Sorry, aber so richtig vorstellen kann man es sich nicht – man muss es erlebt haben… :-)

Mit dem Sonnenaufgang kam auch die Wärme. Der bisherige Rennverlauf war zwar wettertechnisch trocken, aber insbesondere in der Nacht recht kühl. Die Sonnenstrahlen mobilisierten nochmals neue Energie für die verbleibenden Stunden bis zum Rennende um 13 Uhr.

Über die Nacht hinweg konnte Team 2 den Vorsprung auf das nächstplatzierte 8er-Team halten. So langsam machte sich Hoffnung auf eine sehr gute Platzierung breit – wenn auch bei einem 24h-Rennen bis zuletzt gekämpft werden muss und jederzeit ein unvorhergesehenes Ereignis die Platzierungen durcheinander wirbeln kann. Team 1 hielt sich weiterhin auf Platz 3 der 4er-Teams.

Nicht alle Überholvorgänge verliefen auf der Strecke in freundschaftlicher Atmosphäre. Landi – neben Christof unser talentiertester Bergab-Fahrer – lernte das ein oder andere italienische Schimpfwort kennen, als er zum Überholvorgang ansetzte. Lautlos erfolgten diese Manöver jedoch nicht. Jeder Überholvorgang wurde zuvor angekündigt und hatte idealerweise folgende Struktur: freundliches „Occhio!“ / daraufhin die Frage des zu Überholenden: „Voi Passare?“ / „Si – Sinistra!“ und nach dem links Überholen dann die nachgeschobene Danksagung „Grazie!“ / woraufhin in den meisten Fällen ein „Prego!“ folgte. Alternative Ankündigungsmöglichkeiten ohne viel Wortwechsel: lautstarkes Schnaufen am Berg, blockierende Hinterradbremse bergab oder Lichtleistung in der Nacht auf volle Power – idealerweise mit Blinkfunktion. Und schon war der Weg frei… :P

Sollte man meinen, dass die Fahrer bei einem 24h-Rennen die wenigsten Ruhephasen haben, so täuscht man sich doch – zumindest wenn man den unermüdlichen Einsatz unseres Betreuers Erhard berücksichtigt. Keine Minute verging während der 24h, in denen er nicht helfend, kochend, fordernd, spaßend und und und aktiv war – eine echte Energieleistung! Da kann man ihm auch nicht übel nehmen, dass er sich am Abend nach dem Rennen bereits um 19 Uhr in die Federn aufmachte… ;-)

Die Rennuhr näherte sich immer mehr der 13 Uhr-Marke – und das Ergebnis schien sich zu festigen. Unsere eigens für das Rennen beschaffte Uhr zur Dokumentation der Wechselzeiten hatte schon längst den Geist aufgegeben, als wir noch immer die Rampen hinaufzupressen hatten. Ihr Schicksal: die Uhr wurde von einem Windstoß erfasst und zu Boden gerungen, woraufhin diese nur noch in der Lage war, die Temperatur in Bodennähe anzuzeigen – welch trauriges Ende…

Ähnlich durchgerüttelt durchlebte Gerald seine letzte Runde. Die Gabel beim fiesen Uphill noch auf den Blockiermodus gestellt, vergaß er diese beim Downhill wieder zu lösen. Trotz blockierter Federgabel gelang es ihm jedoch, einen Fahrer bergab zu überholen – geile Leistung Gerrrrrrald… :-)

Ach was gibt es noch alles an Geschichten zu erzählen: Die starke Uphill-Power von Ironman Daniel Wiesner, die Spaßeinlagen unseres grünen Bienendompteurs Michael oder die Familienrunde von Stefan gemeinsam mit dem 12-jährigen Sohn Sören (PS: da wächst ein richtig guter Biker heran) – es gibt so viele Dinge zu berichten. Mit eine der witzigsten Erlebnisse war gegen 13 Uhr kurz vor Rennende – der erste Platz war uns sicher und dementsprechend locker standen wir im Zielbereich, um unsere beiden Schlussfahrer in Empfang zu nehmen. Weniger locker erlebte diese Zeit einer der Wettbewerbs-Fahrer. Da das Rennen erst mit Zieleinlauf des Siegerteams beendet wird, „durfte“ sich der wenig begeisterte Carlo nochmals auf die Strecke begeben. Seine „freudigen“ Zurufe an seinen extra ins Ziel sprintenden Teamkollegen: „ Riccardo! Wa fanculo!!!“ Ein lautstarkes „Stronzo!“ gab’s noch obendrauf…  Weitere Worte waren in der Wechselzone nicht mehr zu vernehmen, aber es werden sicherlich nicht die letzten „freundlichen“ Worte von Carlo an die Adresse von Riccardo gewesen sein… :P

Was ein geiles Gefühl, als Sieger auf’s Treppchen steigen zu dürfen. Dank einer genialen Teamleistung mit sehr homogenen Rundenzeiten um 41 Minuten ±2 Minuten und einer pannen- & verletzungsfreien Fahrt ist es uns tatsächlich gelungen, den Thron der Hobbyteams zu erobern. Da auch Team 1 und Betreuer Erhard ihren Beitrag zum Teamerfolg erbrachten, ließen wir es uns nicht nehmen, geschlossen zur Siegerehrung anzutreten.

Hier noch ein paar Zahlen:

Gesamtkilometerleistung in 24h beider Teams: 804km (432km + 372km)
Rundenleistung in 24h gesamt: 67 Runden (36 + 31 Runden)
Pastaverbrauch in 24h: 8kg (plus Soße, Parmesankäse und weiteren Köstlichkeiten)
Platzierung Team 1: 3. Platz 4er-Teams / 17. Platz overall in der Hobbywertung
Platzierung Team 2: 1. Platz overall Hobbywertung / zweitschnellstes 4er-Team gesamt

Treffendes Motto: „It’s fun! It’s crazy! It’s hard! It’s 24h of Finale Ligure!“

PS: ich arbeite daran, dass es nächstes Jahr einen Bericht in Kurzform gibt. Dieses Jahr bin ich jedoch noch immer zu sehr von dem Erlebten geflasht , um den Bericht einzukürzen… ;-) Habe fertig – ciao…

Fotos: sportograf.com (für diesen Bericht genehmigt) / Ronnie Weißenfeld / Stefan Schneider