Fahrbericht: Scott Spark 2022

Überzeugt schon, bevor man aufsteigt: Das 2022er Scott Spark gehört zu den schönsten Mountainbikes, die wir je im Programm hatten. Der Dämpfer ist im Rahmen integriert, deshalb hat das Spark so einen außergewöhnlich cleanen Look.
Wie schon der Vorgänger, so ist auch die neue Plattform als „Spark“ und als „Spark RC“ erhältlich. Das Spark RC ist ein puristischer Crosscountry- und Marathonrenner. Der Federweg liegt vorne und hinten bei 120 mm. Das Spark ohne den Zusatz „RC“ hat eine etwas längere Gabel mit 130 mm Federweg, etwas flachere Winkel, griffigere Reifen und in allen Ausstattungsvarianten eine absenkbare Sattelstütze. Es ist ein leichtes Shorttravel-Trailbike. Damit gehört es zu einer immer beliebter werdenden Mountainbike-Kategorie. Seit einiger Zeit laufen solche Räder auch unter dem Label „Downcountry“.
Wir waren mit dem 2022er Scott Spark 910 schon ausführlich im Schwarzwald und in den Vogesen unterwegs.

Der Dämpfer sitzt versteckt im Sitz- und Unterrohr. Das sieht toll aus, der Dämpfer ist vor Schlamm geschützt, und man kann endlich auch mal wieder bei einem vollgefederten MTB zwei Flaschenhalter im Rahmendreieck montieren.

Die wirklichen technischen Vorteile sind allerdings nicht ganz so offensichtlich: Scott setzt die untere Dämpferaufnahme dort an, wo beim Fahren ohnehin sehr große Kräfte wirken. Dadurch kann das Rahmenmaterial äußerst effizient eingesetzt werden. Zwei Bereiche, an denen der Rahmen besonders verstärkt sein muss, konnten elegant zusammengelegt werden. So werden Rahmen mit niedrigem Gewicht und hoher Steifigkeit gebaut. Auch der Flex-Drehpunkt an der Druckstrebe kommt diesem Prinzip entgegen.
Der niedrig positionierte Dämpfer senkt zudem den Schwerpunkt des Rahmens, das verbessert das Handling.

Unter dem Dämpfer sitzt eine Abdeckung aus robustem Kunststoff.

Wenn der Luftdruck angepasst werden soll, lässt sie sich im Handumdrehen entfernen und wieder anbringen.

Am Drehpunkt der Hinterbauwippe zeigt eine Skala den Negativfederweg an. Wenn man die kleine Gummi-Abdeckung abnimmt, erkennt man den Ring, der am Dämpfer den maximal genutzten Federweg anzeigt.

Ist man erst mal unterwegs, schätzt man das Scott TwinLoc System. Vom Lenker aus kann zwischen drei Fahrwerksmodi gewählt werden. Dabei ist der Hinterbau entweder ganz offen oder hart oder – typisch Scott – in der mittleren Stellung auf 80 mm Federweg reduziert.
Irgendwann nutzt man TwinLoc ganz intuitiv. Es ist wirklich unglaublich, wie sehr es den Charakter des Spark beeinflusst – je nachdem, auf was für einem Streckenabschnitt man sich gerade befindet.
Mit dem dritten Twinloc-Hebel wird die Sattelstütze abgesenkt.

Am eigens entwickelten Syncros-Vorbau laufen die Züge aufgeräumt und klapperfrei in den Carbonrahmen. Der ebenfalls von Syncros beigesteuerte Steuersatz ermöglicht die Anpassung des Lenkwinkels um 0,6 Grad.

Auf dem Trail waren wir wirklich begeistert, wie überzeugend Scott mit dem Spark 2022 das Downcountry-Konzept umgesetzt hat. Bergauf hatten wir es mit einem effizienten Kletterer zu tun. Der steile Sitzwinkel setzt einen schön zentral aufs Rad. Auf Asphalt haben wir das Fahrwerk ganz hart gemacht. Uphill-Trails sind wir dann in der mittleren Position mit 80 mm am Heck gefahren. Wir haben definitiv schon schlechtere Zeiten geliefert.

Das war auch gut so, schließlich hatten wir es eilig. Wir wollten endlich wissen, wie sich das Scott Spark bergab schlägt.
Um es kurz zu machen: Auf den Mittelgebirgs-Trails unserer Heimat hatten wir selten so viel Spaß!
Das leichte Scott Spark 910 lädt förmlich zu Trail-Spielereien aller Art ein. Es geht willig aufs Hinterrad, giert danach verspielt die Spur zu wechseln und jede Wurzel und jeden Stein als Absprungkante zu nehmen.

Wenn es mal länger gerade aus geht, ist das aber auch kein Problem, ganz im Gegenteil. Gegenüber dem Vorgänger wurde der Lenkwinkel des neuen Spark deutlich flacher, der Reach etwas länger. Das Bike liegt bei hohen Geschwindigkeiten ausgesprochen stabil auf der Strecke. Auch in schnellen, langgezogenen Kurven schätzt man die Ausgewogenheit der neuen Rahmengeometrie.
Fazit: Scott ist mit dem 2022er Spark ein ganz großer Wurf gelungen. Wer bergauf Bestzeiten liefern möchte, liegt mit diesem Rad genauso richtig, wie Trailbiker, die einfach nur maximalen Spaß haben wollen – oder bergab richtig Gas geben. Und für Mountainbiker, die am liebsten alles auf einmal wollen, ist Scotts Downcountry-Überbike das Traumrad schlechthin.

Auch Flurin Staub aus unserem MTB-Team hat das Spark 2022 getestet und gibt uns in einem kleinen Testbericht eine zweite Meinung zu dem Bike:

Das neue Rahmendesign

Das Neue Spark weicht mit seinem Design stark vom Vorgänger ab. Kurven und Rundungen werden hierbei gemieden. Scott setzt stattdessen eher auf ein modernes Design mit Ecken und Kanten und es gibt erkennbare Linien über den gesamten Rahmen verteilt. Ob einem das Design gefällt, muss jeder selbst für sich entscheiden. Wie ein traditionelles Fahrrad sieht es jedenfalls nicht mehr aus und ich selbst bin etwas hin und hergezogen.

Scott setzt beim neuen Spark auf komplette Integration und versteckt den Dämpfer im Rahmen. Dieses Konzept kennen wir schon von Bold Bikes. Bold meldete damals ein Patent auf diese Idee an, welche jetzt von Scott verwendet wird, da sie die Firma Bold vor ein paar Jahren aufkauften.

Der Dämpfer versteckt sich nun also im unteren Bereich des Sitzrohrs. Ein sehr schöner und cleaner Anblick!

Eine weiter Neuerung ist die Integration der Kabel. Wie wir es schon von anderen Modellen wie dem Addict und dem Foil kennen, werden die Kabel jetzt auch beim Spark direkt ins Steuerrohr eingeführt. Das Resultat: Kein Kabelsalat mehr!

Abgesehen von der vorderen Bremsleitung und dem Kabel für den Gabellockout verschwinden alle Kabel im Steuerrohr – ziemlich schick.

In welcher Kategorie ordnet sich das Spark 2022 ein?

Ich habe das Spark getestet, welches der kräftigere Bruder des Spark RCs ist. Es fällt bei Scott unter die Kategorie Trail Bikes und stellt somit, neben dem Scott Genius, das eher leicht bestückte Trail Bike des Scott Lineups dar. Das Scott Spark hat mit 130 mm vorderem Federweg 10 mm mehr Federweg als das Spark RC. An der Hinterachse haben beide Modelle 120 mm Federweg. Der Rahmen ist bei beiden Modellen exakt derselbe. Die Unterschiede in der Geometrie ergeben sich rein durch die unterschiedlichen Federgabeln und unterschiedlichen Längen des Vorbaus.

Beide Modelle würde ich weder als Trail Bike noch als XC Bike einordnen, sondern eher als «Downcountry» Bike. Hierbei ist das Spark meiner Meinung nach ein bisschen mehr auf der Trail Seite und das Spark RC ein bisschen mehr auf der XC Seite. Das ist im Moment der Trend in der XC Szene. Die Bikes werden nicht mehr leichter, sondern werden abfahrtsorientierter und bekommen dadurch mehr Speck auf die Hüfte. Aber aus gutem Grund: Die XC Strecken werden immer technischer und in den Abfahrten wird den Fahrern immer mehr abverlangt. Scott ist bei der Entwicklung der Fahrräder wirklich mutig, getrieben vom Feedback des Scott-Sram MTB Racing Teams. Und wenn Teamrider Nino das Bike fährt, kann es nur gut sein!

Wie fährt sich das Bike?

Nach meinen Probefahrten muss ich ganz klar sagen: Dieses Bike funktioniert sehr, sehr gut! Das getestete Bike (Scott Spark 910) klettert erstaunlich gut. Das Twinloc System, wie wir es von Scott schon kennen, funktioniert sehr zuverlässig und funktioniert auch mit der neuen Dämpferplatzierung optimal. Außerdem wirkt das Bike extrem steif und fühlt sich tatsächlich leichter an, als es in Zahlen ist. Ich denke es fühlt sich durch den tiefen Schwerpunkt so leicht an, der durch den extrem tief platzierten Dämpfer erzeugt wird.

Mit dem Betätigen des Dropper Post Remotes verwandelt sich das Bike in eine Downhill Maschine, zumindest soweit es mit dem vorhandenen Federweg geht. Der Sattel ist dann aus dem Weg und der Fahrer hat einen sehr großen Bewegungsspielraum auf dem Bike. Technische und steile Abfahrten sind keine Herausforderung für das Bike und ich habe die zusätzlichen 20mm Federweg an der Hinterachse definitiv gespürt. Aufgrund der neuen Montage des Dämpfers hatte ich auch nie das Gefühl, dass der Dämpfer durchschlagen könnte. Das Fahrwerk ist also schön progressiv.

Für wen eignet sich das Spark 2022?
Wenn man es als Biker abfahrtsorientiert richtig krachen lassen will, würde ich eher zu den Verwandten Genius oder zum Ransom Modellen greifen. Wer allerdings ein leichtes Bike mit Race-Charakter sucht, bei dem sich Abfahrten besser als bei den 100mm XC Race Bikes anfühlen und auch mal XC Rennen oder Bike Marathons gefahren werden können, liegt mit dem Scott Spark goldrichtig. Den reinrassigen XC Racern empfehle ich klar das Spark RC, welches mit seiner sportlicheren Sitzposition und Leichtigkeit punktet. Die Beiden sind sich ziemlich ähnlich und verfolgen beide dasselbe Ziel. Sie wollen einerseits ihren Vorgänger in den Abfahrten übertrumpfen und ein modernes, sauberes Design bieten, anderseits aber auch die Performance des Vorgängers im Uphill erhalten. Diesen Job erledigt das Bike verdammt gut!

Wir haben für 2022 zahlreiche Ausstattungsvarianten vorgeordert. Da wir schon viele Vorbestellungen haben, sind nur noch wenige der Bikes verfügbar. In unserem Onlineshop findet Ihr das Spark in der Kategorie All Mountain &Trailbikes. Das Spark RC ist bei den XC-Fullys aufgeführt.

Ihr habt noch weitere Fragen zum neuen Scott Spark / Spark RC? Wir beraten euch gerne in unsrem Ladengeschäft in Lörrach in der Bahnhofstraße 1 – oder telefonisch unter 07621/42227676.
Bei ernsthaftem Interesse könnt ihr euch gerne auch mal auf eines unserer Vorführräder setzen.