Open One+ Lefty Ocho pimped by Tune

26.08.2019 unter: Bike | Neue Räder

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Man nehme einen 890g leichten One+ Hardtail-Rahmen der am Rheinknie zu Basel beheimateten Bikemarke Open Cycle, kombiniere es mit einer Lefty Ocho Federgabel aus dem Hause Cannondale, und würze es mit rassigen Anbauteilen der Bugginger Leichtbauschmiede Tune. Was wie eine Kochanleitung klingt ist das Rezept für ein Bikeprojekt, welches in abgewandelter Form als Bike Of The Month (kurz BOTM) auf der Webseite von Open Cycle vorgestellt wurde (hier der Link zu Teil 1). Dort war die neue Lefty Ocho noch als erster, nicht fahrbarer Prototyp verbaut. Ab sofort ist die neuste Version des innovativen XC-Einbeiners als Seriengabel für den Aftermarket erhältlich, was die Fortsetzung der 3-teiligen BOTM-Reihe ermöglicht – quasi als großes Finale. Anstatt der im BOTM-Projekt verbauten Baselbieter Ceetec-Teile wurde für das eigene Hardtail-Projekt auf 30jähriges Knowhow aus dem heimischen Markgräflerland zurückgegriffen: born in the black forest – built to enjoy nature. Dieser Leitsatz der Marke Tune passt für das Bikeprojekt wie die Faust auf’s Auge.

Bei der Wahl der Schaltgruppe viel die Entscheidung zunächst auf die neue 1x 12-fach Shimano XTR, wie es bereits beim Open Show-Bike verbaut war. Allerdings zwang die derzeit noch immer begrenzt vorhandene Verfügbarkeit an Micro Spline-Freiläufen zu einem 12-fach Komponentenmix aus Shimano und Sram, welcher bis zum finalen Aufbau eine kleine Wundertüte werden sollte – denn laut Pressemitteilung sind die beiden Schaltungsriesen nicht kompatibel (in Foren wurde jedoch von einer einwandfreien Funktion in bestimmter Kombination berichtet). Die Spezifikation und das Ergebnis der Wundertüte gibt’s weiter unten zu lesen.

Bei der Bremsanlage wurde ebenfalls die neue Shimano XTR-Bremse mit 160er Scheiben verbaut. Diese gilt’s in den kommenden Wochen auf ihre Biss- und Standfestigkeit zu testen. Ehrlicherweise hätte ich sehr gerne die Trickstuff Piccola verbaut, um einen weiteren lokalen Anbieter aus Freiburg im Breisgau mit beeindruckender Performance bzgl. der Testberichte zu berücksichtigen – die Lieferzeit und die bereits physisch vorhandene XTR-Bremse führten jedoch letztlich zum finalen Entscheid pro Shimano-Bremse. Was nicht ist kann aber vielleicht noch irgendwann werden…

Was im Rennradbereich schon vielfach nachgefragt wird und ein gutes Tool zur Trainingssteuerung und Leistungsanalyse ist, sollte auch in das Hardtail-Projekt einfließen: eine Kurbel mit Leistungsmessung. Im MTB-Bereich ist die Vielfältigkeit der Anbieter im Vergleich zum Rennrad etwas begrenzter, da die Pedalmessung nicht angeboten wird. Allerdings gibt es genügend Auswahl mit unterschiedlichen Messkonzepten im Bereich der Kurbel, auf die hier nicht näher eingegangen wird – dafür ist das Thema zu spezifisch und einen eigenen Beitrag wert. Die Wahl fiel letztlich auf eine Race Face Next R Carbon-Kurbel mit Cinch-Standard und einseitiger Leistungsmessung über die Kurbelachse. Passend zur Cinch-Kettenblattaufnahme wurde ein ovales 34er Kettenblatt von Absolute Black verbaut, welches über Tune erhältlich ist.

Übersicht Spezifikation der Antriebseinheit:

  • 1-fach Race Face Kurbel Next R Carbon Cinch mit Leistungsmessung
  • Ovales Kettenblatt Absolute Black (Sram 12-fach und Boost kompatibel)
  • Sram 12-fach Kette
  • Sram GX Eagle 12-fach Kassette 10-50 (für XD-Freilaufkörper auf Tune Kong Boost-Nabe)
  • Shimano XTR 1x 12-fach Schaltwerk und Schalthebel

In dieser Kombination bin ich das Bike zur Streckenbesichtigung und im Wettkampf beim XTERRA Germany 2019 (O-See Challenge Zittau im Rahmen der Deutschen Meisterschaft im Cross-Triathlon – siehe separater Bericht) gefahren. Eine Kettenführung war hierzu nicht verbaut. Die Erfahrung nach 100km Einsatz auf teils fiesen Uphills (im kleinsten Gang), technischen Abschnitten über Wurzeln und Steinbrocken bergab, und flachen Vollgaspassagen im größten Gang: einwandfreie Schaltperformance ohne irgendwelche Geräusche, Gangsprünge oder gar Kettenabwurf – somit also Kompatibilität trotz nicht zugesagter Funktionsfähigkeit seitens Hersteller/Presse gegeben. Aus meiner Sicht ist es einfach wichtig, dass man Kassette, Kette und Kettenblatt zueinander kompatibel verbaut, keinen Mix bei Schalthebel und Schaltwerk betreibt, und die Schaltung sauber einstellt. Inwiefern sich die Schaltperformance über die weitere Dauer verändert, wird der Langzeittest zeigen. Hier ist jedoch von keiner großen Überraschung auszugehen.

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Beim Laufradsatz wurden rot eloxierte Tune-Naben (Cannonball 2.0 & Kong Boost) mit Carbon-Felgen aus Südafrika bestückt. Die 29er-Felgen von South Industries bieten dank 28er Maulweite eine gute Basis, um die gewählten Maxxis-Reifen (Ikon 2.2er vorne bzw. Aspen 2.1er hinten) schön breit werden zu lassen, was sich positiv auf den Grip auswirkt.

Lange Zeit hatte ich mit der Entscheidung gerungen, ob das nächste Bike ein Hardtail oder ein Race-Fully wird. Mit der Festlegung auf Open Cycle war klar, dass es ein Hardtail werden würde (weil es den Rahmen eben nur in dieser Form zu bekommen gibt). Mit den gewählten Felgen und der Tubeless-Bereifung in Kombination mit einem niedrigen Luftdruck sollte der Fahrkomfort soweit gegeben sein, dass ich mit einem Hardtail gut ausgestattet bin. Auch wenn die XTERRA-Wettkampfstrecken teilweise zunehmend technischer werden und man noch gute Beine für den abschließenden Crosslauf benötigt, so sehe ich mich hier nicht unbedingt im Nachteil.

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Um gerade dem technischen Aspekt noch etwas mehr Möglichkeiten auf dem Hardtail Luft zu verschaffen, war die Überlegung in Richtung einer versenkbaren Sattelstütze geboren. Mit dieser ist es für mich im angedachten Einsatzzweck ein stimmiges Gesamtkonzept. Da der Rahmen mit einer 27.2er Sattelstützenaufnahme realisiert ist, wurde eine vom Lenker aus bedienbare Kind Shock LEV CI mit 100mm Fahrweg ausgewählt – funkgesteuerte Stützen sind mir entweder noch zu fehleranfällig, oder aber eben nicht für den genannten Durchmesser verfügbar. Die Absenkfunktion kam auf der XTERRA-Wettkampfstrecke an zwei Stellen zum Einsatz und ermöglichte mir ein noch besseres Bikehandling, als ich das bisher auf dem Hardtail gewohnt war. Mit knapp unter 400g ist es zwar ein Mehrgewicht im Vergleich zu den reinen Carbon-Stützen, aber in meinen Augen gut investiertes Gewicht.

Apropos Gewicht. Wahrscheinlich steht nun die Frage im Raum, was aus den 890g Rahmengewicht im kompletten Zustand geworden ist. Die Antwort: 8,9kg (inkl. Flaschenhalter / ohne Pedale)

Dieser Wert lässt sich ohne Sicherheitseinbußen noch weiter drücken, wenn anstatt der GX-Kassette die Shimano XTR-Kassette mit der passenden Kette und ein entsprechend kompatibles Kettenblatt verbaut wird. Mit der Trickstuff-Bremse wäre weiteres Tuning-Potential vorhanden, wobei sich jeder selbst die Frage nach der Sinnhaftigkeit und/oder dem Kosten-Nutzen-Verhältnis beantworten muss. Zum Glück ist Biken keine rein wirtschaftliche Betrachtung und Emotionen ein wichtiger Bestandteil unseres Hobbys – sonst wäre das Bikeprojekt wahrscheinlich eine fiktive Idee geblieben. Ich bevorzuge da doch eher das reale Fahrvergnügen, und das ist definitiv (neben dem optischen Augenschmaus) mit dem Open One+ Lefty Ocho mehr als gegeben…

Happy trails!

Ronnie