Black Forest ULTRA Bike 2017 – ein persönlicher Rennbericht

Es war 2007, als ich von Kollegen zur Teilnahme beim Black Forest ULTRA Bike animiert wurde. Sportlose Jahre nach Beendigung der „Fussball-Karriere“ lagen hinter mir. Mein Fitness-Level mehr schlecht als recht – was ich unbedingt geändert haben wollte. Also ab auf die Marathon-Distanz – 77km und 2.000 Höhenmeter werden ja wohl zu schaffen sein! Dass diese Entscheidung 4 Wochen vor dem Event etwas blauäugig war, wusste ich ja schon…

Mein erstes MTB-Rennen war lehrreich – in vielerlei Hinsicht. Am Ende stand eine Zeit von 5h47min53,8s auf der Uhr. Nein, ich hatte keinen Plattfuss oder technischen Defekt – es war die mangelhafte Ausdauer, gepaart mit muskulären Schwächen aufgrund Bürojob und Bewegungsmangel in der Freizeit, was mich den letzten Anstieg ab Oberried zum Schieben zwang. Der Einstieg ins Radfahren war also positiv ausgedrückt „suboptimal“ und ausbaufähig.

2017 – also genau 10 Jahre später – steht die persönliche Bestzeit nun bei 3h29min56,1s. Mehr als 2h15min schneller als bei meiner Premiere in 2007!

Was möchte ich mit dieser Einleitung zum Ausdruck bringen? Es soll zeigen, dass durch Training und Durchhaltewillen in Kombination mit Geduld und Spaß die Leistungsfähigkeit gesteigert werden kann. Wichtig dabei: Lerne deinen Körper kennen! Es ist nicht das Equipment, mit dem die Leistungsfähigkeit von Grund auf entschieden wird – das Equipment ist das i-Tüpfelchen. Die Grundlage wird von einem selbst geschaffen. Die Frage ist nur, wann die Veränderung durch einen selbst eingeleitet wird und wie zielstrebig man dranbleibt – denn Ausdauersport verlangt Zeit (zur Ausübung und in Form von Geduld), die einen zwar durch Emotionen und Erlebnisse entschädigt, Zeit die aber keiner im ersten Augenblick zu haben scheint. Veränderung beginnt also im Kopf.

Um nun aber nicht zu sehr in die sportpsychologische Richtung abzudriften, geht’s nun an den eigentlichen Rennbericht vom vergangenen Sonntag.

Anstatt des 2007er 26 Zoll Aluminium-Hardtail mit Felgenbremse und einem gefühlten Gewicht von über 12kg ging’s mit meinem Cannondale F29 Carbon-Hardtail an den Start in Kirchzarten. Die Wetterbedingungen und die Vorhersage waren traumhaft. Die Tage zuvor war’s trocken und am Morgen des Renntages angenehm kühl – mit Aussicht auf einen sonnigen und warmen Sonntag.

Die ersten Kilometer ab Kirchzarten bis zum Anstieg zum Hinterwaldkopf war Dranbleiben die Devise – Dranbleiben am Hinterrad des Vordermanns für ein klein wenig Windschatten. Zugleich musste jedoch darauf geachtet werden, dass dem erfahrungsgemäß hohen Anfangstempo vieler Starter nicht zu sehr Bedeutung geschenkt wird, da dies eine spätere Rache durch Formeinbruch zur Folge hat. Im eigenen Tempo und zugleich gut Druck auf dem Pedal ging’s den langen Anstieg zum Hinterwaldkopfsattel hinauf – fühlte sich alles soweit gut an.

Ab Hinterzarten ist es von Vorteil, wenn man nicht völlig allein unterwegs ist, um sich auf flacheren Abschnitten mit Führungswechseln gegenseitig zu pushen. Hier hatte ich das Glück, auf einen Fahrer zu treffen, der eine ähnliche Zielzeit im Auge hatte – eine kurze Unterhaltung und wir waren uns über die Zusammenarbeit einig. Bis Bärental hatten wir noch einige ULTRA-Fahrer zu überholen. Hinauf zum Rinken ging’s dann deutlich entspannter zu, was den Verkehr auf der Strecke betrifft. Hier hieß es dem druckvollen Kurbeln der Mitstreiter standzuhalten. Einen kurzen Moment der Schwäche musste ich leider eine Lücke zu meinen beiden Vorderleuten aufreißen lassen. Was dann passierte, war großer Sport! Mein neu angefreundeter Kontrahent bemerkte beim Zurückblicken die entstandene Lücke und forcierte mich zum Aufschließen. Ob er das Tempo gedrosselt hat oder ich einfach durch diese Form der Unterstützung zum Beschleunigen motiviert wurde, kann ich nicht sagen – aber ich konnte tatsächlich wieder aufschließen. Cooler Moment – cooler Typ!

Den Rinken runter ist immer wieder eine zwiespältige Streckenpassage. Einerseits bedeutet es auf der abschüssigen Asphaltstrasse Speed zu genießen – andererseits muss man genau diese Tiefenmeter im Anschluss gleich wieder auf Schotter hinaufkurbeln. Irgendwo in diesem Streckenabschnitt bergauf musste ich meinen Kontrahenten ziehen lassen, da er doch etwas stärker war. Den anderen, wortkargen Mitstreiter konnte ich dafür abschütteln. So ging’s auf die fiese Rampe hinauf beim Stollenbacher Hof, wo ich durch meine Mum die letzte Trinkflasche zur finalen Verpflegung gereicht bekam – Sponser Liquid Energy Plus Gel mit Wasser verdünnt.

Sofern man von technischen Abschnitten beim Black Forest ULTRA Bike sprechen kann, so folgten diese nun in der Abfahrt hinunter nach Oberried (zumindest in der Light-Variante). Endlich konnte man die Vorzüge einer Frontfedergabel  genießen – was ansonsten auch mit einem ungefederten Crosser sehr gut zu fahren gewesen wäre. In Oberried dann der finale Anstieg: eine langgezogene Asphaltrampe in der prallen Sonne, die einem die letzten Körner aus den Beinen zieht. Mit leichten Krämpfen geplagt ging’s hinauf – wohl wissend, dass die letzte Zeitmessmatte ca. 9-10 Minuten vor dem Zieleinlauf liegen würde und ich für eine Zeit unter 3h30min ordentlich Gas geben müsste. Die Matte erreichte ich ohne jeglichen Puffer. Der Zwiespalt zwischen „das schaffst du“ und „das wird nix“ wurde erst mit Überfahren der Brücke im Stadion aufgelöst, als ich auf die Zielgeraden kam: es wird reichen! Knappe vier Sekunden vor der 3h30min überquerte ich die Ziellinie – und dankte dort zuerst dem Kontrahenten, der mir letztlich knapp eine Minute vorausgefahren war, für seine mentale Unterstützung auf der Strecke.

Da steht sie nun – eine für mich persönlich wohltuende Zeit: 3h29min56,1s. Im Vergleich zur Siegerzeit (knapp unter 2h50min) zwar weiterhin mit Potential, aber man muss auch realistisch bleiben. Über  1.000 Starter hinter sich zu lassen und auf Gesamtrang 45 zu stehen, ist mir (aktuell) Auszeichnung genug.

Nächstes Jahr heisst es dann neue Ziele setzen. Ob ich dort dann den ULTRA in unter 6h oder eine Teamwertung zusammen mit den Team-Jungs in Angriff nehme, wird sich noch entscheiden.

Apropos Teamwertung: Das FOLLOW ME RACING TEAM konnte sich beim Speedtrack den 2. Platz erkurbeln – mit hauchdünnem Vorsprung vor dem 3. Platz, und durch Defekt und Sturz geplagt. Eine super Teamleistung!

Ronnie Weissenfeld

Bilder: © Sportograf – herzlichen Dank für den wie immer perfekten Job!