Carbonfelgen im Street und Freestyle BMX

Pit ist leidenschaftlicher BMX-Fahrer und steht jetzt kurz vor dem Abschluss seiner Ausbildung als Zweiradmechatroniker in unserem Store. Besonders gespannt verfolgt er die Neuheiten zum Thema Street und Freestyle BMX. Erst kürzlich hat er in einem Projekt Carbon-Felgen des Herstellers Éclat für sein eigenes Bike eingespeicht und getestet. Ob die Felgen seinem Langzeittest standhalten und was einer der Teamfahrer von Éclat auf seine Fragen zu den Carbonic Carbon-Felgen schreibt, erfahrt ihr nachfolgend aus Pit’s Perspektive:

Carbonfelgen: Die Vor- und Nacheile des Materials

Carbon, auch carbonfaserverstärkter Kunststoff, ist aus den verschiedensten Sportarten nicht mehr wegzudenken. Beim BMX-Rennsport gibt es schon länger Carbonfelgen und sogar ganze Rahmen die aus Carbon gefertigt sind. Im BMX-Freestyle und -Street fährt man allerdings immer noch den weitverbreiteten klassischen Stahlrahmen und die Felgen sind meist aus Aluminium gefertigt. Und das aus gutem Grund, denn im Vergleich zum Rennsport wird im modernen Street-BMX viel auf der Straße mit Kontakt zum Gelände und Hindernissen gefahren. Bedeutet, die Belastung für Rahmen und Felgen ist in dieser Disziplin besonders stark.

Viele Tests im Bereich des Radsports vergleichen die klassische Aluminiumfelge mit dem Pendant aus Carbon. Vorteile des letzteren Materials zeigen sich dabei im Gewicht der Bauteile. Die notwendige Kraft, um das Laufrad in eine Drehbewegung zu versetzen, verringert sich mit dem Gewicht der Felgen. Zusätzlich ist die Steifigkeit der Felgen immer ein großes Thema. Das Laufrad wird dadurch Linientreuer und gerade auf dem Trail präziser, wenn es darum geht, Hindernissen wie kleinen Steinen oder Wurzeln auszuweichen. Zudem kommt man auch besser aus den Kurven heraus, da Carbon nicht wie Aluminium leicht nachgibt und sich in eine Richtung verformt.

Die Nachteile von Carbon-Bauteilen liegen zum Einen am Preis, welcher üblicherweise 2 bis 3 mal höher als der vergleichbare Aluminium Laufradsatz ist. Zum Anderen zeigt Carbon äußerliche Beschädigungen nach Unfällen u.Ä. meist nicht erkennbar an, womit man einen Defekt nur schwer feststellen kann. Bei Stahl oder Aluminium sieht man nach einem Sturz direkt Dellen oder Risse und kann besser einschätzen, ob das Bauteil noch fahrbar ist.

Aufbau des Laufradsatzes und Testergebnis

Als Testaufbau habe ich einen Laufradsatz mit den Eclat BMX Carbonic Carbon-Felgen eingespeicht. Der Gesamtpreis des Laufradsatzes beläuft sich auf ca. 1113 €, das Gesamtgewicht des Vorderrads ohne Reifen, Schlauch und Pegs beträgt 892g und das Hinterrad wiegt 1148g.

Verwendete Bauteile für den Laufradsatz

Die Laufräder wurden mit je 36 Speichen, im Muster der 3 Fach Kreuzung eingespeicht. Hierbei wurde auf eine präzise und gleichmäßige Speichenspannung von ca. 1100 Nm geachtet. Ich war sehr überrascht, wie leicht das Zentrieren von der Hand ging. Seiten- und Höhenschläge konnten einfach herauszentriert werden. Eine Carbonfelge ist durch ihre Steifigkeit automatisch sehr gerade und hat deshalb kaum Seitenschläge oder Höhenschläge. Diese Eigenschaft macht es um so wichtiger, eine gleichmäßige Speichenspannung einzuhalten, da man Ungleichheiten sichtbarer Schläge in der Felge nicht sehen kann. Zur Überprüfung nutzte ich in diesem Fall einen Tensiometer von DT SWISS.

Das fertig aufgebaute BMX

Die Laufräder habe ich zum Ende meines Berichts 3 Monate ausgiebig getestet und dem harten Alltagstest ausgesetzt. Ob sie auch unter schweren Bedingungen standhalten, habe ich bei Drops, Grinds und weiteren modernen BMX-Tricks geprüft. Bis auf einige Kratzer in der Felge hatte die Felge keine Risse oder Stellen, welche auf eine innere Beschädigung hinweisen. Die oben genannten Pluspunkte des Materials konnte ich auch beim fahren feststellen. Auch nach einigen weiteren Monaten fahre ich noch dieselben Carbonfelgen. Mitlerweile habe ich zwar 2 kleine Schäden, diese wirken sich jedoch nicht negativ auf das Fahrgefühl oder die Sicherheit aus.

Fazit

Wenn mir der follow me Store die Felgen nicht gesponsert hätte, würde ich mir diese wahrscheinlich aufgrund der aktuell hohen Anschaffungskosten nicht selbst kaufen. Trotzdem sind die Felgen im Allgemeinen sehr gelungen und haben definitiv eine Existenzberechtigung auf dem BMX Teilemarkt. Die Felgen sehen zudem sehr schick aus und sind gleichzeitig eher unauffällig. Besonders faszinierend finde ich die Steifigkeit der Felge, welche auch für diese BMX-Disziplin sinnvoll ist. Gerade für Biker mit Begeisterung für neue Teile sind die Carbon-Felgen von Éclat besonders spannend und einen Versuch wert. Fahrern, denen Felgen oft schnell kaputt gehen, kann ich die Carbon-Felgen empfehlen, da sie für Höhen- und Seitenschläge weniger anfällig sind! So kann man sich auf das Wichtigste konzentrieren: das BMX fahren!

Pit und sein fertiges Street-BMX mit Carbon-Felgen

Fragen an Éclat Teamfahrer Felix Prangenberg

Felix Prangenberg ist Profi BMX Teamfahrer, u. A. bei Eclat, Wethepeople und Etnis. Er hat sich bereiterklärt, folgende Fragen zu den Éclat Carbonic Rims zu beantworten.

1.Was war dein erster Eindruck, als du die Felgen an deinem Rad hattest?

Ich habe sofort den Gewichtsunterschied zu normalen Alufelgen gemerkt und wie viel steifer Carbon Felgen sind.

2. Warst du neugierig/aufgeregt etwas schon sehr Spezielles testen zu dürfen, oder hat es sich wie bei jedem anderen Prototypen angefühlt (Vorbau, Gabel, Rahmen etc.)?

Ich war definitiv gespannt die Carbon Felgen auszuprobieren. Ich habe schon lange vorher mitbekommen, dass die in der Planung sind und hatte dann auch irgendwann den ersten 3D Druck in der Hand. Danach wollte ich einfach wissen wie sich so Carbon Felgen verhalten!

3. Man spricht in der Fahrradwelt relativ oft über die rotierende Masse und probiert gerade im MTB-Bereich Felgen so leicht wie möglich zu machen, um bei z.B. den großen 29 Zoll Laufrädern ebendiese so gering wie möglich zu halten. Jetzt haben wir hier aber nur ein 20 Zoll Felge. Würdest du sagen, dass es in diesem Bereich überhaupt Sinn macht, so leichte Felgen zu fahren?

Ich finde es macht definitiv Sinn, an den Laufrädern Gewicht zu sparen.

4. Hast du im Vergleich zu einer Alu-Felge diesbezüglich einen Unterschied wahrgenommen (Im Sinne von Rotationen bei einem 360 oder bei einem Barspin)?

Ich habe bei Barspins und Tailwhips sofort gemerkt, dass die Rotationsmasse geringer ist. Barspins haben sich gefühlt schneller gedreht und das Rad ging bei Tailwhips auch einiges einfacher rum!

5. Was kannst du über die Stabilität gerade bei der Eclat Carbonic sagen?

Den ersten Prototypen bin ich ungefähr 4 Monate gefahren und habe sie danach einem Freund und Teamkollegen gegeben, der sie auch noch für einen Weile gefahren ist. Ich hatte keine Probleme und habe sie als super Stabil empfunden. Anfangs war ich schon etwas skeptisch, aber habe trotzdem die ganze Zeit über viele große Sachen gefilmt und wirklich alles gegeben, sie kaputt zu bekommen haha. Was ich jedoch nicht geschafft habe!

6. Hattest du irgendwelche Probleme mit Seiten/Höhenschlag?

Im Gegensatz zu neuen Laufrädern mit Alu Felgen, die man nach 2 Tagen noch mal nachzentrieren muss, habe ich die Carbon Laufräder zum ersten Mal nach einem Monat nachzentriert. Man hat echt extrem gemerkt, wie viel steifer Carbon ist.

7. Hast du vielleicht auch irgendwelche Defekte bemerkt (Felgenbruch, Speichenbruch oder ähnliches)?

Mir ist mein Rad mit der Felge zuerst ein paar Mal etwas komisch auf eine Kante einer Ledge oder auch auf ein Rail gefallen, wo dann ganz leicht etwas Carbon abgesplittert ist. Es waren nur kleine Macken und nie etwas Großes.

8. Hast du bezüglich der Steifigkeit einen Unterschied bemerkt (z.B. bei Drops oder einem half Cap aus dem Out of Line Tape)

Ich finde man hat es schon bei dem normalen Fahren gemerkt, dass die steifer sind. Aber ja, auch bei dem Half Cab habe ich es gemerkt. Ich hatte an dem Tag auch nicht ganz so viel Luft wie sonst in meinen Reifen und bin ein paar Mal beim Aufwärmen an dem gleichen Treppenset, auf der Felge, aufgekommen. Die normale Alu-Felge hätte davon sicherlich einen sogenannten „Flatspot“ bekommen, oder ich hätte mein Laufrad danach wieder zentrieren müssen. Mit den Carbon-Felgen war das tatsächlich kein Problem.

9. Zu Steif oder doch sinnvoll im Street-BMX?

Ich finde es definitiv sinnvoll!

10. Siehst du irgendwelche Vor- oder Nachteile bei den Carbon-Felgen?

Ich bin mir nicht über die Langlebigkeit sicher. Wie lange man wirklich viele großen Sachen machen kann. Carbon gibt dir keinen Warnhinweis in dem es sich verbiegt, man einen Flatspot bekommt oder ähnliches. Carbon bricht. Und das kann beim BMX Street fahren definitiv böse enden.

11. Denkst du, das ist einfach nur ein kurzer Hype oder doch die Zukunft im BMX Streetgame?

Puh! Also ich denke, wenn Carbon Felgen etwas günstiger wären, würden die viel mehr gefahren werden. Der Großteil vertraut dem Ganzen noch nicht so und geht lieber auf Nummer sicher mit den altbewährten Alu-Felgen. Viele machen sich da auch keine Gedanken wie schwer ihr Rad ist, Hauptsache es hält. Also ich denke das die Carbon Felgen erstmal überhaupt in der BMX Szene ankommen müssen. Carbonfelgen sind ja schon deutlich teurer als Felgen aus Aluminium.

12. Wäre es dir das Geld wert eine Carbon Felge zu fahren, wenn du sie selber kaufen müsstest?

Gute Frage! Wenn ich die Möglichkeit nicht gehabt hätte die zu testen, hätte ich mir auch keine gekauft, weil ich auch erstmal noch auf sicher gehen möchte. Ich persönlich finde es eine mega spannende Entwicklung und bin super interessiert, was da noch kommt.

13. Was ist deine Meinung dazu?  Im MTB haben sich ja Carbon-Felgen ziemlich durchgesetzt.

Definitiv mega interessant und bin super dankbar mit so innovativen Firmen in der BMX Welt zusammenarbeiten zu dürfen. Mountainbike ist uns schon lange voraus und es ist schön zu sehen, dass die BMX Szene sich auch immer mehr von neuen Sachen überzeugen lässt.

Nico Muster- follow me Team