GT Force X Carbon Pro 2015 mit Mavic Enduro-Laufradsatz

16.04.2015 unter: Bike | Neue Räder

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Wieviele Bikes braucht ein Mensch und welches ist das richtige Bike? Was im ersten Moment als simpel zu beantwortende Frage klingt, endet in Fachkreisen oder am Stammtisch oft in schier endlosen Berichten und Diskussionen.
Steigt man dann noch tiefer in die Materie ein, werden weitere Fragen nach der optimalen Laufradgröße, dem benötigten Federweg, dem Reifenprofil und und und laut. Wie soll man da noch durchblicken?

Ich für mich habe nach einigen Jahren auf meinem Race-Hardtail und dem Rennrad erkannt, dass neben Marathon-/XC-Rennen und diversen Rennradausfahrten ein zusätzliches Bike sinnvoll ist, das folgende Faktoren erfüllt:

  • es sollte in technischen Passagen (an der Einsatzgrenze eines Hardtails) neben Fahrspaß noch genügend Sicherheit vermitteln – also für’s grobe Gehölz ausgelegt sein
  • es sollte neben den Bergab-Qualitäten noch gut bergauf zu fahren sein (denn shutteln kommt für mich tendenziell wenig in Frage – ist jedoch nicht ganz ausgeschlossen)
  • es sollte für ein Enduro-Rennen tauglich sein (wobei es derzeit recht schwierig ist, diese Bikekategorie aufgrund der unterschiedlichen Interpretationsweisen der Veranstalter sinnvoll abzugrenzen bzw. ein für das eigene Enduro-Empfinden passendes Rennen zu finden)
  • es sollte eine mehrtägige Alpenüberquerung mit Tragepassagen ermöglichen und damit nicht zu schwer und zugleich robust (somit wenig verschleißanfällig) sein
  • es sollte auch optisch ein Leckerbissen sein, das ein stimmiges Gesamtwerk darstellt

In den letzten Jahren habe ich einige vollgefederte Bikes getestet. Darunter waren unter anderem das Scott Genius, das Cannondale Jekyll und das GT Force Carbon Pro 2014. Alle Bikes hatten ordentlich Fahrspaß zu bieten – aber das Gefühl für „das ist das perfekte Bike und der perfekte Moment“ haben gefehlt.

Das änderte sich Ende 2014, als Bilder des neuen GT Force X Carbon Pro 2015 mit den entsprechenden Spezifikationen auftauchten: genau das Bike – genau so sollte es sein (einzig gelbe Mavic Enduro-Laufräder sollte es noch bis zur perfekten Ausstattung und Erscheinung serviert bekommen).

Aufbauend auf dem 2014er Modell wurde 2015 bei der GT Force X Pro-Version auf eine 1×10 fach-Schaltung gewechselt. Bei der Gabel wird ab 2015 die Rock Shox Pike mit 160mm Federweg verbaut – welche die Referenz im Enduro-Bereich darstellt. Der 150mm Fox-Dämpfer im kinematisch aufwändig (aber nicht unsinnig) gestalteten Hinterbau bietet alle nötigen Einstellmöglichkeiten (in drei Stufen variabel: von Climb über Trail bis Descend).

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Schaltung und Bremsen sind mit der Shimano XT-Gruppe durchweg hochwertig aber nicht überzogen hochpreisig und wenig verschleißanfällig gewählt. Die versenkbare Sattelstütze Rock Shox Reverb Stealth mit innenverlegtem Zug sorgt für ein aufgeräumtes Erscheinungsbild bei zugleich hoher Funktionalität auf dem Trail. Soweit nun die Theorie…

Mitte Februar 2015 – das GT Force X steht im Laden zur Abholung bereit

Mit einem Facebook-Aufruf erhielt ich die Nachricht, dass mein Bike abholbereit ist. Tage zuvor durfte ich es schon nach Anlieferung aus dem Karton ziehen. Das Facebook-Bild hatte mich jedoch fast aus den Latschen gehauen: bähm! Was ein Gerät!

Blöderweise erwischte mich Tage später die Grippe und so durfte ich das GT Force X über zwei Wochen nur anschauen und nicht fahren. Umso mehr freute ich mich dann über die erste Tour durch’s Markgräflerland, die natürlich nicht die vollen technischen Qualitäten des Bikes austesten ließ. Also musste für Ostern ein Bikerevier gefunden werden, an dem das Wetter passt und wo es Enduro-typische Trails zu finden gibt: Finale Ligure!

Mit Kumpel Paul ging’s am Donnerstag früh los Richtung Italien. Neben dem GT Force X Carbon Pro hatten wir das Cannondale Jekyll 3 mit ebenfalls 27,5-Zoll Laufradgröße im Gepäck. Es sollte also ein spaßiges Osterwochenende am Mittelmeer werden.

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Nachdem ich nun bereits dreimal am 24h-Rennen von Finale Ligure teilgenommen habe, musste natürlich ein Direktvergleich zum Hardtail gezogen werden. Obwohl ich auch diesmal wieder über den technischen Anspruch der Strecke überrascht war (man fragt sich jedes Jahr auf’s Neue, wie man das als 24h-Rennen mit einem Hardtail meistern soll), so war es diesmal mit dem GT Force X die pure Freude.

Mit einer spielerischen Leichtigkeit sind wir über den Trail geballert – der breite Lenker gepaart mit dem kurzen Vorbau bieten eine unglaublich gute Agilität. Gabel und Dämpfer verrichten ihren Dienst perfekt und schlucken Unebenheiten wie Wurzeln und loses Geröll locker weg.

Allerdings ist der Rundkurs logischerweise nicht nur bergab orientiert – es warten fiese verblockte Rampen, die schon viele Biker zum Absteigen und Schieben gezwungen haben. Traktion und wählbare Übersetzung sind jedoch so gut, dass man mit der entsprechenden Ausdauer auch diese Passagen auf dem Bike sitzend bewältigen kann. Also ab in verblockteres Gefilde…

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Die Trails um Finale Ligure bieten für jeden Schwierigkeitsgrad etwas – wobei sie tendenziell schon eher zu den anspruchsvolleren Typen zu zählen sind. In keinem Moment hatte ich jedoch das Gefühl, das GT Force X an seine technischen Grenzen zu bringen. Die Grenze war eher mein Respekt vor den knietiefen Rinnen und stark verblockten Trailstücken, die eine absolut saubere Fahrweise und viel Erfahrung erfordern. Von Tag zu Tag wurde die Grenze des „Fahrbaren“ verschoben und so pushten und steigerten wir uns übers Osterwochenende enorm. Die Trage-/Schiebepassagen wurden jedenfalls stetig weniger.

GT Force X – Dolce Vita mit einem Endurobike?

Mit dem Endurobike zur Eisdiele und/oder an den Strand klingt im ersten Moment etwas verrückt. Allerdings gilt diese Ansicht nicht für Finale Ligure. Hier ist man unter Gleichgesinnten und es gehört eher zur Normalität. So ist es ein ungleich größeres Kompliment, wenn man in Finale Ligure auf das eigene Bike angesprochen wird oder anerkennende Blicke zugesprochen bekommt. Nicht dass ich es für’s Ego brauche – aber toll ist’s trotzdem, wenn andere Bikeverrückte die eigene „Liebe“ zum Bike teilen oder zumindest verstehen und nachvollziehen können…

PS: freue mich schon auf die Cannondale Enduro Tour mit meinem ersten Start in Belfort, bei dem das GT Force X seine Enduroqualitäten im Renneinsatz unter Beweis stellen darf.

Keep on riding!
Ronnie


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