Ultrabike Marathon Kirchzarten 2011

Irgendwann im Herbst letzten Jahres kam uns die fixe Idee mal als Team gemeinsam auf der Ultra Runde über 117km und 3150Hm zu starten. Vier Fahrer müssen dabei innerhalb von 40 Sekunden gemeinsam im Ziel einlaufen. Das wärs doch, dachten wir uns…endlich mal wieder auf dem Treppchen landen und vorne mitfahren. Teamgeist zeigen, sich gegenseitig pushen und Druck machen. Unsere Einzelleitungen der letzten Jahre mit Zeiten zwischen 5:14h und 5:35h konnten sich ja sehen lassen. Die Team Siegerzeit von 2010 mit 5:30h lag also in realistischer Reichweite. Ein Sieg mit Ansage also, oder wenns nicht so gut läuft, mindestens ein Platz unter den Ersten drei, das muss drin ein. So dachten wir zumindest. Es sollte alles anders kommen.

Jetzt aber mal der Reihe nach: Ein kurzer Blick auf die Starterliste zeigte uns dann im Mai, dass es nicht so leicht werden wird hier aufs Treppchen zu fahren. Dummerweise kamen nämlich auch noch andere starke Teams auf die Idee gewinnen zu wollen. Neben dem Teams Kona Rothaus und Craft and Friends, die wohl ausserhalb unserer Reichweite liegen werden, sahen wir noch zwei italienische Lizenteams aus Aquila, deren Qualität wir nicht richtig einschätzen konnten. Es wird also sehr eng werden, um überhaupt auf Treppchen zu kommen.

Der Renntag begann noch mit super Laune und entspannter Atmosphäre, denn schliesslich waren Daniel Landmann, Gerald, Thomas, Pino und Thorsten gut vorbereitet und fit. Keine Wehwehchen, keine Materialprobleme – kein Grund für irgendwelche Ausreden, falls man das hochgesetzte Ziel nicht erreichen sollte. Doch es gab eine Ausrede. Das Wetter. Auch wenn der nette Startmoderator noch von „ab und zu Regen“ und allmächlich im Laufe des Tages steigenden Temperaturen berichtet hat, dachten wir uns – so schlimm wird es schon nicht werden. Dementsprechend waren wir doch eher leicht bekleidet am Start, kurze Hose war Pflicht und nur einige von uns konnten sich zu langen Ärmeln / Armlingen durchringen. Ich war nicht dabei. Für mich galt bis dahin immer der Grundsatz  – lieber frieren als schwitzen – wenn du schnell genug fährst, wird dir schon warm werden :)

7:30 Uhr Startschuss. Wir gehen auf die Strecke, es ist windig aber trocken bei 11 Grad. Geht doch – alles wird gut. Mitten in der ersten langen Steigung bei Km 10 fängt es an zu regnen. Wir fahren moderates Tempo, denn schliesslich will man bei Km 80 nicht eingehen und sich 40km quälen. Um 8:30 Uhr sind wir schon so nass, dass es einem egal ist, denn noch frieren wir nicht, denn wir steigen ja noch. Als wir dann auf 1200m bei 4 Grad im strömenden Regen die erste lange Abfahrt in Angriff nehmen, frieren wir dann schon bis auf die Knochen. Der Regen geht in kurz vor Titisee in Hagel über, was zwar fürs Auge nett ist, denn wann sieht man schon mal weisse Strassen im Juni, aber für die Haut ist die Extremmassage, genauso wie für das Gemüt, weniger angenehm. Die Temperaturen bewegen sich konstant bei 4-6 Grad, aber durch die Sturmböhen fühlt es sich eher wie unter Null an. Die Füsse und Hände spüren wir schon lange nicht mehr. Wir fahren zwar weiterhin als Gruppe in Sichtweite, aber dadurch, dass jeder jetzt mehr mit sich selbst und seiner Survivalfahrt beschäftigt ist, verlagern sich die Prioritäten. Immer wieder müssen wir anhalten, weil wir durch den extremen Schlamm Kettenklemmer haben und die Brille vom Schlamm freikratzen müssen. Ab und an spritzen wir die Räder an den Verpflegungsstationen mit Wasserschläuchen vom Schlamm frei, um noch schalten zu können. Bei Thommy und mir machen die Crossmax SLR Laufräder in den Abfahrten im Leerlauf schlapp, blockieren fast und brummen beängstigend laut, weil wohl Wasser / Schlamm in den Freilauf eingedrungen ist. Überhaupt fahren wir die Abfahrten im Schneckentempo, vor allem weil wir vor lauter Zittern und Bibbern den Lenker kaum halten können. Die Zeit oder die Platzierung interessieren niemanden mehr, jeder fährt nur weiter, weil er irgendwann im Ziel im Warmen und Trockenen sein möchte. Immerhin krampfen wir uns irgendwie durch und kommen nach 6:38h, dann ohne Regen, geschlossen und erleichtert im Ziel an. 

Es hat nicht ganz gereicht fürs Treppchen, am Ende sind wir 4. in der Teamwertung geworden – aber immerhin noch vor den beiden Teams aus Italien. Spass gemacht hat die Schlammschlacht keinem von uns. Die Erfahrung dieses Tages kann uns keiner mehr nehmen, aber gerne würden wir ein zweites Mal darauf verzichten. Wir haben als Team gut funktioniert, sind aber am Ende doch eher entäuscht als zufrieden mit unserer Leistung, die man als ausbaufähig bezeichnen könnte. Ein Tag zum abhaken und vergessen.